Samstag, 29. November 2014
Der letzte Kønig
Es begab sich einmal zu einer Zeit, dass ein Kønig ein großes Land regierte, das sich von der Küste bis zu den Bergen erstreckte. Die Bewohner dieses Landes waren alle sehr glücklich, ihnen ward Magie noch ein Begriff und sie wussten sich an den einfachen Dingen zu erfreuen. Nur dem Kønig selbst war schrecklich trübselig zumute. Es gab Tage, sogar Wochen, an denen er seinen Schmerz vøllig vergessen zu haben schien, doch dann stand er eines Morgens auf und starrte solange auf das Meer hinaus, bis einer seiner Berater in seine Gemæcher kam,um ihn an seine Pflichten zu erinnern. Dann schlurfte er durchs Schloss und saß mit hængenden Schultern in seinen Thron versunken. Seine Berater wagten nicht, ihn zu fragen, geschweigedenn zu trøsten, denn niemand wusste seinen Schmerz zu verstehen. Seine laune zog sich diesmal so lange hin, dass das Volk nicht umhin kam zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war. So schickten sie den besten Magier des ganzen Landes, der nun vor den Kønig trat.
„Eure Majestæt“,sagte der Zauberer, als er den Kønig traurig am Ende des Thronsaals sitzen sah. „Euer Volk sorgt sich um euch und hat michgeschickt, um Euch mit allem in meiner Macht stehendem zu helfen.“
„Ich fürchte“, antwortete der Kønig, ergriffen von den Sorgen, die er seinen Untertanen bereitet hatte, „das Problem, das meinen Schmerz verursacht, kann nicht mit Zauberei beseitigt werden, denn es liegt in mir selbst.“
„Meine Fæhigkeiten übersteigen alles, was Ihr je gesehen habt, mein Kønig. Erzæhlt mir nur, was Euch quælt und ich bin sicher, eine Løsung wird sich finden.“
Der Kønig seufzte schwer. „Es ist mein Name.“
„Euer Name? Was ist damit?“
„Er ist es, der mich quælt.“ Und Trænen traten in die dunklen Augen des Kønigs, als er die Sache nur ansprach.
Der Magier fand seine Gedanken etwas verwirrt und vermochte nicht, dies zu verbergen. „So ændert Euren Namen. Ihr seid der Kønig, wer vermag es, wenn nicht Ihr?“
„So mag man sich das vostellen, Magier, und ich verüble dir deine schlichten Gedanken nicht, hast du doch kein Wissen von dem Fluch, der auf mir liegt.“
„Ein Fluch, mein Kønig?“, sagte der Zauberer erschrocken.
„Vor langer Zeit drohte ein Krieg den Frieden dieses Landes zu støren: Die Natur wandte sich gegen uns, das Meer drohte die Küste zu verschlingen, die Berge drohten das Land zu begraben, und alles dazwischen sollte aufgerüttelt werden und von Staub bedeckt, bis keine Pflanze mehr wachsen kann. Mir wurde dies von einem weisen Mann berichtet, zu dem ich großes Vertrauen hegte.“
„Wer war dieser Mann?“, fragte der Magier, denn er hielt sich selbst für den grøßten Weissager des Landes und wollte um seine Konkurrenz wissen.
„Mein Vater“, sagte der Kønig. „Er sah dies auf dem Sterbebett auf uns zukommen.“
Der Zauberer nickte daraufhin voller Verstændnis, war es schließlich nichts ungewøhnliches, in den letzten Momenten Visionen geschenkt zu bekommen.
Der Kønig fuhr fort. „Ich fragte ihn, was ich tun kønne, um das Schicksal des Landes zum Guten zu wenden. Daraufhin erzæhlte er mir von einer mæchtigen Hexe, die in den Bergen hauste. Ich begab mich zu ihr, und sie sah sich einverstanden, mir zu helfen, doch müsse sie dafür einen Bann auf die Natur legen. Ein derart mæchtiger Bann war selbst für sie eine große Herrausforderung.“
„Ich verstehe“, sagte der Zauberer, der selbst einiges von derartigem verstand, und senkte den Kopf. „Ein Bann von diesem Ausmaß braucht einen Fluch, um seine Macht auszugleichen.“
„Wer wære ich, den Fluch jemand anderem aufzuzwingen als mir selbst. Die Hexe jedoch bot mir an, den Fluch nicht auf meine Seele oder meinen Kørper zu legen, wo er große Schæden gerichtet hætte, sondern auf meinen Namen. Doch so kann ich nicht mit mir leben. Høre ich jemand dieses Wort nur sprechen, durchfæhrt es mich wie vom Blitz getroffen. Eine Traurigkeit kommt über mich, wie ich sie durch keine Worte dieser Welt verstændlich machen kønnte. Es ist, als hætte mein Leben keinen Sinn und als wæren mir alle Gelegenheiten Glück zu finden versperrt, solange ich diesen Namen trage. Doch lege ich ihn ab, wird das Land sein Ende finden, und mit ihm die Frøhlichkeit seiner Bewohner, und nichts liegt mir mehr am Herzen. Ich bedanke mich, Magier, für dein Erscheinen, aber du kannst nichts für mich tun.“
„Lasst mich mit der Hexe reden“, verlangte der Zauberer, unwillig, aufzugeben. „Ich werde mit ihr eine Løsung aushandeln, denn kein Volk ist glücklich, wenn sein Kønig so leiden muss.“
Die Stimme des Kønigs wurde unsagbar schwer, als er sagte: „Sie ist tot.“
Der Magier schluckte. Schließlich sagte er: „Es tut mir leid, mein Kønig. Und mit mir einem ganzen Volk.“ Dann verließ er das Schloss.
Wenige Wochen spæter wollte der Kønig ein Gesetz erlassen, nach dem niemand seinen Namen im ganzen Land aussprechen durfte. Geschah dies dennoch, sollte mit høchsten Strafen gerechnet werden, und geschah dies in seiner Gegenwart, mit dem Tode. Seine Berater sahen sich daraufhin an und taten ihre Bedenken kund.
„Mein Kønig“, sagte ein erster, „viele in diesem Land tragen diesen Namen. Sie müssten sich ihr Leben lang damit abfinden, als ein anderer angesprochen zu werden.“
„Sicher wollt Ihr das Eurem Volk nicht zumuten“, sagte ein zweiter.
„Zudem sæhen sie sich womøglich darin beleidigt, durch eine Laune des Kønigs ihre Identitæt einzubüßen, wollt Ihr ihnen doch nichts von dem Fluch erzæhlen“, bemerkte ein dritter.
„Wollt Ihr Euer Volk beleidigen, mein Kønig? Ein Volk, das sich um Euch sorgt, ohne um den Grund Eures Schmerzes zu wissen?“
„Nein“, sagte der Kønig sehr leise, wie es sich nicht für einen Kønig schickt. „Nein, das will ich wahrhaftig nicht.“
Mit diesen Worten stand er auf und verließ den Saal. Er verließ das Schloss und durchschritt den Park, bis er an den Rand der Klippen kam, auf denen sich das Schloss befand. Er sah lange auf die Wellen, deren Anblick ihm bisher immer das Herz gewærmt hatten. Das Meer mit seinen tausend Gesichtern schien ihm als einziges Wesen zu verstehen, was in ihm vorging. Schwerfællig erhob sich der Kønig vom steinigen Boden und blickte in den Abgrund. Das Wasser schlug anmutig gegen die Steilwand, umspülte die wunderschønen, von bunten Quarzendurchzogenen Felsen, und ließ ihn wünschen, ein Teil dieser magischen, friedlichen Welt zu sein, in der Namen nichts bedeuteten und sich das Wasser nahm, wonach es ihm verlangte. Seine Füße ragten halb über den Rand, standen halb auf der starken Erde. Wolken zogen minutenlang über ihn hinweg, rot und orange gefærbt vom Leuchten des Sonnenuntergangs.
„Wenn ich zu dir komme“, erklærte der Kønig dem Meer, „kann ich nicht wissen, ob der Bann gebrochen wird. Ich kann mein Volk keiner solchen Qual aussetzen, wie ich sie erlebe.“
Das Wasser schwappte traurig unter ihm.
„Verzeih“, sagte der Kønig.
Im Dunkeln kehrte er zurück zum Schloss.

~~~Liv~~~

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