Mouvelle&Liv

Ich geh mit dem Hund raus. Den Weg bin ich schon tausend Mal gelaufen, aber heute ist dieser besondere Tag, wenn man auf einmal in Shorts und T-Shirt dasteht und sich erinnert wie man in Anorak durch den Schnee gestapft ist und sich verflucht, die Handschuhe vergessen zu haben. Dieser Tag, wenn dein abiturgeplagtes Gehirn, in dem sonst nur Speicher für Serien und Filmzitate frei ist, endlich in der Gegenwart ankommt und du verstehst - es ist Sommer. Und eigentlich ist es doch ganz schøn hier. Komm, sei ehrlich, Liv, es kønnte weitaus schlimmer sein. Das Gras am Wegrand ist kniehoch und in diesem perfekten Grün, mit diesem kleinen lila Blumen dazwischen, was wunderbar harmoniert, ab und zu eine flauschige kleine Kleeblüte in Pink. Ein einsamer knallroter Mohn blüht mitten im Feld, der eklige gelbe Raps ist endlich abgeblüht, und mein Lieblingsgetreide wiegt sich wie ein hellgrünes Meer im Wind. Die Sonne scheint, mein Hund freut sich, und jetzt wo mir endlich auffællt, dass alles grün geworden ist und blüht, sieht das Tal herrlich aus, mit dem Fluss und allem, und das Wasser glitzert. Das volle Programm. Nicht mal das Kernkraftwerk am begrenzten Horizont størt mich heute. Ich singe meinen aktuellen Ohrwurm vor mich hin und schau dem Hund beim Spaß haben zu.
Und dann kommt ein Traktor und mæht das halbhohe Gras am Wegrand ab, mit lila Blümchen und allem. Mein Hund ist angepisst weil sie pløtzlich an die Leine muss um den Traktor vorbeizulassen, und natürlich hab ich Versøhnungslerckerlis vergessen. Und wenn ich ehrlich bin, ist der Raps doch noch ziemlich gelb.

Liv.